V I O L O N C E L L O

KORPUS ist die Synthese meiner Arbeit als Cellistin, Performerin und Komponistin im prozessualen Austausch mit anderen Sparten.
Mit der Gehirnforschung hat der Körper als Ort des Denkens und Fühlens in den Geisteswissenschaften und Künsten wieder an Relevanz gewonnen. In der Musik hat der Körper eine spezielle Funktion: Klang auszulösen oder selbst Klangkörper zu sein. In KORPUS werden Wechselwirkungen von Klangkörper und Körper erprobt.

Als Konzertprogramm enthält KORPUS Kompositionen für Klang, Gesten und Bewegung im Raum von Wojtek Blecharz, Ulrike Brand, Cheng-Wen Chen, Alexandra Filonenko, Ali Gorji, Tobias Klich, Ingo Reulecke und Charlotte Seither. (wird erweitert)


Das Performative Stück KORPUS für Cello und Tanz (Ulrike Brand/Ingo Reulecke, 2016) beginnt mit dem Erwachen aus dem archaischen Schlaf aller Schlaflosen. Erstes Abtasten von Korpus und Körper mit den dabei entstehenden subtilen Geräuschen führt über die Bewusstwerdung des Anderen zu einer Trennung der beiden corpi: in einen agierenden (hoc est enim corpus meum) und einen klingenden corpus (Klangkörper), Musik-Instrument und Spiel-Zeug.


„Korpus“ Kommentar lang

Das performative Stück KORPUS (Ulrike Brand/Ingo Reulecke, 2016) beginnt mit dem archaischen Moment des Erwachens neben dem Körper eines Anderen.  Noch sind die Augen geschlossen, ein taktiles Erspüren, Vergleichen, Verhandeln setzt ein. Wo bin ich - das Andere? Wie bin ich - das Andere? Sind das Andere und ich ein Wir? Es entstehen - noch im Halbschlaf - erste Geräusche, funktional zu den erforschenden Berührungen.
Mit dem Augenaufschlag setzt die Beobachtung ein. Der Korpus entfernt sich vom Körper, grenzt sich ab. Von nun an haben wir es mit 2 corpi zu tun: einem agierenden Körper (hoc est enim corpus meum) und einem klingenden Korpus, Werk-Zeug und Spiel-Zeug des Körpers.
Das Andere des Traums wird definitiv verlassen, wird Mittel und Werkzeug. Der Körper nimmt Abstand, die berührte Oberfläche reduziert sich von der Handfläche auf die Fingerspitzen, die rechte Hand verzichtet auf Hautkontakt (Körperkontakt) und ergreift ein Werkzeug, den Bogen. (Wie zu Urzeiten der Jäger: wir bleiben im Bild). Der Klangkörper ergreift seinerseits die Funktion des Instruments. Die Rollenteilung ist perfekt: hier der hochgezüchtete Klangkörper, dort der disziplinierte, motorische trainierte Klangauslöser. Tänzer, Cellistin und Cello bewegen sich auf diese Weise im Raum: von der ursprünglichen Position im Liegen, über Sitzen und Knien hin zum Gehen und Fortgehen. Die Zeitstrukturen entstehen aus dem körpereigenen Zusammenhang.
Wenn man Musik denken kann (P. Boulez) und der Körper denkt (J.-L. Nancy), dann ist Musik-machen Denken. Performen ist denken, Improvisieren ist denken, Tanzen ist denken, Cellospielen ist denken.


KORPUS.3.c Sven Hagolani
KORPUS.3.c Sven Hagolani
KORPUS.Bodyscape.Luca Forcucci.Delphi Theater2017
KORPUS.Bodyscape.Luca Forcucci.Delphi Theater2017
Korpus/Bodyscape1Luca Forcucci,electronic music composition
Korpus/Bodyscape2Luca Forcucci,electronic music composition
U L R I K E      B R A N D
B I O G R A F I E
F R E I E    I M P R O V I S A T I O N
A R C H I V
P O R T R Ä T F O T O S
K O N T A K T
I N T E R D I S Z I P L I N Ä R E     E R K U N D U N G E N
C O M P O S E R    P E R F O R M E R
Z E I T G E N Ö S S I S C H E    M U S I K
L E H R E
T E X T E